Am 02. September 2018 sollte es mit unserem Reisemobil „Julius“ für 2 Wochen auf Tour gehen. Dieses Mal fahren wir in Richtung Südfrankreich. Durch das Rhônetal wollen wir in Etappen bis in die Camargue reisen.
Nachdem wir unseren Dänemark/Schweden-Trip im Juni aufgrund von zwei Trauerfällen vorzeitig abbrechen mussten, haben wir uns auf Frankreich um so mehr gefreut.
Zuerst geht es Richtung Luxemburg, hier füllen wir den Dieseltank randvoll zu einem äußerst günstigen Preis. Es ist super voll an den Zapfsäulen. Nicht nur wir wollen sparen. Bei den Dieselpreisen in Frankreich sehnen wir uns später noch so manches Mal an die Zapfsäule nach Luxemburg zurück.
Für die erste Übernachtung fahren wir den Stellplatz am „Lac du Der-Cahteroq“, in der Nähe von Chalons en Champagne.
Am Tag 2 treffen wir bei der Weiterfahrt das erste Mal auf die Rhône. Es ist der wasserreichste Fluss Frankreichs, auf dem aber fast nichts los ist. Wir sehen erstaunlich wenig Schiffe.
In der Nähe des Ortes Saint-Claire-du-Rhône finden wir einen netten Campingplatz. Es ist Nachsaison. Nichts los hier. Auf dem ganzen Campingplatz sind höchstens 10 Wohnmobile bzw. Wohnwagen. Es ist traumhaft ruhig und einsam hier. Unmittelbar hinter unserem Julius fließt ein kleiner Fluss. Urlaubsfeeling pur!
Tag 3: Wir fahren mit dem Fahrrad entlang der Rhône bis in die Stadt Vienne. Vor allem suchen wir Nebenwege und fahren mitten durch Obstplantagen und Weinfelder.
Am Fluss treffen wir auf einen älteren Angler, er holt einen Wels mit über 100 cm Länge aus der Rhône. Wenn wir das richtig verstanden haben, mag er keine Welse und gibt dem großen Fisch die Freiheit wieder.
Für die Mittagszeit besorgen wir uns Baguette, Frischkäse und eine Flasche örtlichen Rotwein. Am Fluss genießen wir die Pause im Schatten eines großen Baumes.
Am Ende des Tages kehren wir ziemlich erschöpft wieder an unseren Campingplatz zurück. Etwas mehr als 60 Kilometer haben wir zurückgelegt, das alles ohne E-Bike.
Tag 4: Wir fahren ins Tal der Ardèche. Unser Tagesziel ist der Pont-d’Arc, eine natürliche Steinbrücke über den Fluss Ardèche.
Der Weg bis zum Pont d’Arc ist ein wahrer Traum. An zahlreichen Aussichtspunkten können wir tief hinabsehen zur Ardèche. Immer wieder sehen wir tief unter uns Paddelboote auf dem Fluss fahren und uns wird schnell klar, das wollen wir auch!
Direkt am Pont-d’Arc gibt es einen Campingplatz, auf dem wir vom freundlichen Platzbesitzer liebevoll aufgenommen werden. Mit einer Mischung aus deutsch, englisch und ein paar französischen Brocken gelingt die Kommunikation ausgesprochen gut. Wie wir erfahren, können wir direkt am Campingplatz die gewünschte Kanu-Tour buchen. Allerdings soll das Kanufahren am nächsten Tag wegen zu erwartendem Regen nicht möglich sein. Der Himmel ist strahlend blau und absolut wolkenlos. Als wir direkt unter dem Pont-d’Arc in der Ardèche baden, können wir uns einen Wetterwechsel bis zum nächsten Tag nicht vorstellen.
Tag 5: Als wir nach einer erholsamen Nacht aufwachen, trauen wir unseren Augen nicht. Es regnet nicht nur ein wenig, es schüttet wie aus Eimern. Beim Baguette holen macht uns der Platzbesitzer keine Hoffnung, dass es am nächsten Tag besser werden könnte. Die Vorhersage ist weiter schlecht. Nach dem Frühstück entscheiden wir uns dazu abzureisen und so lange zu fahren, bis wir besseres Wetter bekommen.
Der Wille, die Kanu-Tour zu erleben ist noch immer da und wir beschließen auf dem Rückweg aus der Camargue in ein paar Tagen nochmal hier vorbei zu kommen.
Es sind nur 67 Kilometer, die wir uns vom Pont-d’Arc entfernt haben. Das Wetter ist total verändert. Die Sonne scheint wieder am blauen Himmel.
Wir sind jetzt am Pont du Gard angekommen. Dieses beeindruckende Bauwerk ist keine Brücke im eigentlichen Sinn. Es handelt sich hierbei um ein Aquädukt. Die Brücke ist in etwa 275 Meter lang und 49 Meter hoch. Laut Wikipedia handelt es sich um einen der am besten erhaltenen Wasserkanäle aus der Römerzeit in Frankreich. Es ist kaum vorstellbar, wie man früher so etwas erbaut hat. Die großen Steinquader liegen ohne Mörtel oder etwas ähnlichem, einfach „lose“ aufeinander. Das alles hält trotzdem seit ca. 2000 Jahren fest zusammen.
Tag 6: Die Nacht haben wir auf einem kleinen hübschen Stellplatz bei Fontvieille verbracht. Wir besichtigen noch die nahe dem Stellplatz liegende „Moulin de Daudet“ bevor wir aufbrechen in Richtung Camargue.
Es sind nur etwas mehr als 50 Kilometer die wir über Land fahren, bis wir in Saintes-Maries-de-la-Mer ankommen. Auf dem Campingplatz suchen wir uns ein angenehmes Fleckchen aus. Den Nachmittag verbringen wir mit einem Bad im Mittelmeer.
Tag 7: Morgens bummeln wir durch Saintes-Maries-de-la-mer. Ein ungewöhnlicher Aussichtspunkt ist die Kirche „Eglise Forteresse“. Für einen Obulus von 3,00 Euro kann man über eine kleine Wendeltreppe bis auf das Dach der Kirche gelangen und dieses betreten. Es wird als Besucherterrasse genutzt. Vom Dach der Kirche hat man eine wunderbare Aussicht auf auf den Ort und die kleinen Gassen. Man blickt bis auf’s Meer und auch bis ins Naturschutzgebiet der Camargue. Anschließend entdecken wir in einem kleinen Lädchen eine riesige Anzahl an verschiedenen Marmeladen. Wegen mangelnder Sprachkenntnisse können wir bei vielen Gläsern nicht erkennen welche Früchte hier verarbeitet wurden.
Nach unserer Tour durch den Ort brechen wir auf zur Fahrradtour in die Camargue. Nach einigen Kilometern setzen wir mit einer Fähre über die Petite-Rhone. Danach sind wir ziemlich alleine in der Natur. Es begegnet uns nur noch sehr selten mal ein Auto, dafür sehen wir viel Natur mit schwarzen Stieren und weißen Pferden. Auf dem gesamten Weg begleiten uns immer wieder Libellen, oft riesengroß und in großer Anzahl. Interessant fanden wir die Reisfelder, die wir auf unserer Radtour entdeckten. Mit sowas hatten wir in Europa nicht gerechnet. Es war eigentlich selbstverständlich, dass wir später den ziemlich gelben Camargue-Reis in einem Geschäft erworben und gekocht haben.
Tag 8: Heute geht’s mit dem Fahrrad auf Tour in die andere Richtung der Camargue. Wir suchen das, was wir am Vortag nicht finden konnten: Flamingos.
Tag 10: Wir haben die Camargue verlassen und sind zurück ins Tal der Ardèche gefahren. Auf dem Campingplatz am Pont d’Arc werden wir wieder nett aufgenommen. Dieses Mal sind die Wetteraussichten deutlich besser und wir haben die Möglichkeit mit dem Paddelboot die Ardèche zu befahren. Wir entscheiden uns dafür, die Tour von 24 Kilometer Länge zu probieren.
Gefrühstückt wird schon recht früh am Morgen. Um acht Uhr werden wir von einem Kleinbus abgeholt und zur Kanu-Sammelstation gefahren. Wir erhalten Schwimmwesten und können uns aussuchen, ob wir die Einweisung in englischer oder französischer Sprache erhalten möchten. Kurz entschlossen lassen wir beides über uns ergehen, wie sich allerdings zeigen wird, mit nur wenig Erfolg. Nach der Einweisung werden wir gemeinsam mit einigen anderen Kanu-Begeisterten zur Startstelle für die Reise gebracht und wir erhalten unser Boot. Für die Wertsachen, Verpflegung und alles weitere gibt es eine wasserdichte Tonne mit ca. 20-25 Liter Inhalt. Diese Tonne wird hinten auf dem Boot verzurrt. So geht es jetzt gut ausgerüstet auf die Ardèche und wir paddeln gemütlich los. Hin und wieder treffen wir auf kleinere Stromschnellen, die wir aber problemlos durchfahren.
Nach einigen Kilometern sehen wir schon von weitem, dass andere Kanufahrer an einer schwierigen Stromschnelle Probleme haben. Einige Boote sind umgekippt, Personen sind im Wasser und etliche Personen haben ihre Boote auf der rechten Uferseite an Land gezogen und machen Pause. Wir versuchen so lange zu warten, bis die schwierige Passage wieder frei von Boote und Menschen ist. Mitten im Fluss steht ein großer Felsen. Wir entscheiden uns links daran vorbei zu fahren. Das diese Wahl falsch war merkten wir recht schnell, als wir in dem stark turbulenten Wasser gekentert sind.
Nachdem wir uns an die rechte Uferseite gekämpft haben und aus dem Wasser herauskommen, suchen wir unser Boot, welches wir bereits etwas weiter Fluss abwärts vermuten. Schnell werden wir von den anderen dort wartenden darauf hingewiesen, dass unser Boot jenes ist, welches an der Felswand eingeklemmt ist. Diese wasserdichte Tonne ist zu drei Vierteln unter Wasser gedrückt und von oben strömt das Wasser wie ein Wasserfall darauf. Die Gepäcktonne bekomme ich nach einiger Zeit vom Boot gelöst und an Land gebracht. Wasserdicht war die Tonne nicht. Bis zur Hälfte ist sie vollgelaufen. Alles ist patschnass: I-Phones, Foto-Apparat, Klamotten zum wechseln, Handtücher, … . Wir legen erstmal alles in die Sonne zum trocknen. Das Boot bekommen wir erst nach einer weiteren halben Stunde mit der Hilfe von zwei zusätzlichen hilfsbereiten Männern befreit.
Völlig durchnässt und total abgekämpft setzen wir unsere Tour fort, bis wir einen schönen sonnigen Platz für eine Pause finden. Später kentern wir noch einmal, können aber sofort ohne Probleme die Reise fortsetzen bis zum Ziel.
Wir würden diese Fahrt auf der Ardèche auf jeden Fall sofort wieder machen. Es war ein großes Erlebnis, welches wir nicht missen möchten. Ein kleiner Nachteil ist die geringe Ausbeute an Fotos, da uns die Kamera und die I-Phones abgesoffen sind. Nach behutsamen Trocknen funktionierte am nächsten Tag übrigens wieder alles.
Tag 11: Wir verlassen das Tal der Ardèche und machen uns auf den Weg zum Cevennen-Nationalpark. Ich darf mich entspannen, durch die oft schmalen und kurvigen Straßen bewegt Jutta ihren Julius am liebsten selbst. Auf dem Weg kommen wir am Château de Portes vorbei. Bei einer gemütlichen Mittagspause unter Bäumen werden wir von einem schwarzen, freilaufenden Pony besucht.
Tag 12: Entspannung pur.
Wir sind auf dem Campingplatz „Flower Camping – Pont du Tarn“
Tag 13: Wir verlassen Frankreich und halten nochmal in Luxemburg um günstig Diesel zu tanken. Es geht weiter nach Deutschland und wir treffen abends gegen 21:00 Uhr auf dem Stellplatz in Trier ein. Es können hier 120 Wohnmobile stehen und wir finden im Dunkeln noch einen der ganz wenigen freien Plätze.
Am nächsten Tag sehen wir an der Brücke neben dem Stellplatz ein riesig großes, super cooles Grafiti-Kunstwerk.
Tag 14: Zum Abschluss des Urlaubs genießen wir noch einen Tag in Trier. Die Stadt an der Mosel wurde einst von den Römern gegründet. Es gibt noch einige gut erhaltene Bauwerke aus der Römerzeit, die wir bei einer geführten Stadtrundfahrt erklärt bekommen.
Tag 15: Zwei erlebnisreiche Wochen Urlaub mit unserem Reisemobil „Julius“ gehen zu Ende und wir fahren von Trier aus wieder nach Hause.
Schon jetzt freuen wir uns auf die nächste Tour.